Als ich vor vielen Jahren meine Tätigkeit begann, waren die Nonnen schon weitestgehend aus der Pflege verschwunden, und so erkläre ich mir, dass ich viele Stunden und Nächte an den Betten todkranker und sterbender Menschen verbrachte, nicht um therapeutisch aktiv zu sein, sondern einfach, um diese Menschen mit ihren Ängsten, Einsamkeiten und Fragen nicht allein zu lassen. Schon damals waren diese intensiven Begegnungen auch jedes Mal ein Geschenk für mich, nicht zuletzt durch die dadurch intensive Beschäftigung mit meiner eigenen Endlichkeit.
Nach dem Beginn meiner Arbeit in Karben lernte ich Krankheit und Sterben außerhalb der Klinik kennen und nahm diese neue Herausforderung begeistert an. Schon bald musste ich erfahren, dass viele Familien oft an die Grenzen ihrer Belastbarkeit kamen, sei es, dass sie einfach Angst vor der Macht des Todes hatten, ihre Angehörigen nicht loslassen konnten oder vielleicht auch deren Botschaften nicht mehr verstehen konnten. Häufig wurde ich auch mit Schuldgefühlen konfrontiert.
Dann wurde in den achtziger und neunziger Jahren über die Medien die Idee der Hospizdienste bekannt, und ich hatte die Idee, auch hier in Karben einen solchen Dienst ins Leben zu rufen, denn ich wollte weder die Patienten als auch die Angehörigen nicht länger mit ihren existenziellen Problemen alleine lassen. Die Berichte über die Arbeit der Hospizgruppen besonders in England waren so überzeigend und auch meine eigenen Erfahrungen mit intensiver Sterbebegleitung – auch der Angehörigen – verfestigten meine Idee, und so machte ich mich auf die Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Die Kirchen und die Stadt stellten mir Räume zur Verfügung; ich konnte auch Referenten für die Werbeveranstaltungen finden, und schnell fand sich eine Gruppe von Menschen, die bereit waren, die Ausbildung zum Hospizhelfer zu absolvieren.
Und als dann Frau Jacobsen tatkräftig in die Arbeit einstieg, wusste ich, mein Baby ist lebensfähig. Ich selbst zog mich aus den bekannten Gründen aus der aktiven Arbeit zurück, aber die Gruppe weiß, dass ich jederzeit zur Verfügung stehe, sollte ich gebraucht werden.
Leider kann ich am Festakt zum 10jährigen Bestehen nicht persönlich teilnehmen. Ich möchte an dieser Stelle jedoch meinen ausdrücklichen Dank an alle Mitarbeiter und Förderer aussprechen.
Karben, den 12.08.2018
Dr. Ellen Wedekind
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